Samstag, 27. September 2008

Normalität in der Öffentlichkeit

Seit ein paar Monaten steht ein mehr oder weniger regelmäßiger Stadtbummel in Stuttgart an. Wieso? Hihi, meine Fingernägel wachsen halt auch und müssen ab und an gemacht werden. Ein solcher Termin stand heute wieder an und so habe ich das dieses Mal zu einem großen Stadtbummel ausgeweitet.

Ist schon irgendwie komisch wie normal sich alles anfühlt. Null Aufregung mehr wenn ich in die Öffentlichkeit gehe. Das einzige an was ich mich noch gewöhnen muß ist das Rockgebaumel um die Beine rum *grins*. Aber sonst? Alles mit normalem Puls. Klamotten in der Damenabteilung anprobieren, hihi, schon das Durchwühlen der Kleiderständer macht einfach Spaß. Und wenn dann noch das ein oder andere Kauferfolgserlebnis kommt ist suuuuuuper :-)

~~~

Ich wünsch mir nur noch eins im Augenblick. Ich möchte auch im Büro endlich den Schritt hinbekommen und den Schalter umlegen. Mal sehen woher ich das entscheidende Stück Papier zuerst bekomme. Vom Gericht, vom Psychologen oder den Ergänzungsausweis vom DGTI e.V.? Mal sehen, egal was es sein wird. Wir reden vermutlich nur noch von Tagen bis wenigen Wochen bis es soweit ist. Und dann habe ich einen Stand erreicht der meinem Traum schon ein ganzes Stück weit Realität hat werden lassen.

Dienstag, 23. September 2008

Ungeduld und Zickenterror

Ich weiß nicht was los ist...ok, wahrscheinlich weiß ich es schon,

ich werd ungeduldig

Mir geht alles zu langsam. Ich weiß dass alles am Laufen ist und dass ich eigentlich zügig dabei bin mein Leben in den richtigen Bahnen verlaufen zu lassen. Und trotzdem ist da diese Ungeduld. Sicherlich verständlich weil die Erkenntnis was mich an meinem Leben gestört hat da ist, zur Gewißheit geworden ist, und ich endlich den Schalter umlegen will. Mein altes "Ich" ganz hinter mir lassen will und endlich wirklich nur noch "Ich" sein mag.

Was hindert mich daran? So bescheuert es sich anhört: "Eigentlich nichts". Und doch stehe ich da wie eine gespannte Mausefalle, bereit zuzuschnappen sobald ... Sobald was? Was hindert mich? ... Ein Stück Papier. Wie, ein Stück Papier? Naja, ich habe zwar eine Bescheinigug von meinem Hausarzt dass ich wegen eines "transsexuellen Syndroms" in Behandlung bin aber ich will noch etwas eindeutiges für meine Firma. Eine klare Aussage, dass ich mein Leben nun zu 100% umstellen muß, nein will, auf dem Weg zu mir. Und zwar JETZT. Ein Attest von meinem Psychologen, ein Beschluß von meinem Richter, wie auch immer.

Ich befürchte dass meine Ungeduld sich negativ auf meine Stimmung auswirkt. Mir fehlt die Lust im Job 100% Leistung zu bringen und das ist grausig weil mir meine Arbeit in meinem Kollegenumfeld eigentlich Spaß macht. Trotzdem hab ich das Gefühl wenn ich könnte ich würde ausbrechen aus meinem Alltag. Weg, einfach nur weg. Wohin und was auch immer, Hauptsache weit weg. Alleine Sein. Nichts mitbekommen vom Hier und Jetzt. Wirklich "Alleine" sein? Ich weiß es nicht. Ich weiß grad nichts mehr. Einerseits will ich nichts mehr hören und sehen, andererseits wünsch ich mir eine Schulter zum Anlehnen, mich Ausheulen über diese doofe Warterei, dieses "nichts geht voran"-Gefühl welches völlig bescheuert ist weil es ja voran geht. Aber zu langsam *heul*. Scheiß Ungeduld.

Ob es wohl auch mit der aufkommenden Ungeduld zusammenhängt dass ich innerlich immer aufgeregter werde wegen meinem Termin am 6. Oktober beim Psyschologen? Normalerweise hätte ich bislang immer gesagt dass mich so etwas ziemlich kalt läßt. Dieses mal merke ich aber wie meine Anspannung langsam immer größer wird. Schon der Gedanke daran treibt meinen Puls hoch und ich werd zittrig. Ich wünschte es wäre endlich soweit. Wo es doch nur noch etwa 13 Tage sind. Ich hasse diese Ungeduld.

~~~

Eine kleine Entschuldigung muß ich an meine Kollegen richten. Sorry, ich weiß, dass ich heute Zicke war, aber seh das eben so. Meine Meinung. Wir wollen aber zusammenarbeiten und es tut mir leid dass ich so arg bockig war. (~Dickkopf an~ Ändert aber an meiner Ansicht und Einstellung nix. ~Dickkopf aus~)

Mittwoch, 17. September 2008

Amtsgericht - ein weiterer Schritt auf meinem Weg

Die Nacht war erstaunlich ruhig. Erstaunlich? Ja, weil gestern der Tag doch durchaus schon mit einem gewissen Anstieg an Aufregung gezeichnet war.

Warum denn? Nun, heute stand mein erster Termin bei Gericht an. Mündliche Anhörung wegen meines Antrags auf Vornamensänderung.

Ich war viel zu früh da. Klar hatte ich mir extra Zeit eingeplant. Morgens zeitig aufgestanden, gemütlich fertig gemacht und *prima* noch eine Stunde bis zu der Uhrzeit zu der ich eigentlich los wollte. Und selbst das war schon mit viel Luft geplant. Was also tun? Warten, doof rumsitzen und warten. Auf irgendwas konzentrieren mag ich mich nicht mehr, ich hab die Befürchtung, dass meine Aufregung sowieso alles erschwert. Naja, dann halt einfach irgendwie die Zeit totschlagen.

Eine halbe Stunde bevor ich eigentlich geplant losfahren wollte bin ich dann ab. Ich hab's einfach nicht mehr länger zuhause ausgehalten. Dass ich dann eine Stunde vor Temin bei Gericht aufgeschlagen bin war irgendwie klar. Warum sollte am heutigen Tag auch nur irgendwo auch nur eine Minute auf dem Fahrweg ungeplant draufgehen? Naja, macht ja nix, ich kann warten...neeee kann ich nicht...aber was soll ich machen? Vielleicht in Ohnmacht fallen weil mir eine Dame vom Gericht mitteilt, dass der Richter gerade außer Haus unterwegs ist und mein Termin vermutlich auch noch etwa eine halbe Stunde später wird???? *URKS* Ok Ok, hauptsache er findet statt, und wenn ich hier den halben Tag warten muß, kein Problem...ich sagte doch kein Problem?...*heul* wie soll ich die Wartezeit nur überleben??? Naja, dauerndes auf die Uhr schauen war zum Glück nicht möglich und irgendwann kam mein Richter dann und ich durfte eintreten.

Und nun ging es ziemlich fix. Kurzes in die Akte schauen, ganz kurzer Blick auf meinen Personalausweis...(das Foto paßt nicht und mein Aussehen zum Text da drauf schon zwei mal nicht, ich bin das nicht *grins*)...alles ok, los geht's. Ein paar einfache Fragen, eine Aufklärung wie das Verfahren dann weiter ablaufen wird und 10 Minuten später war es das schon gewesen. Kurzes Verabschieden und ich hab's hinter mir. *große Augen mach*

Ich finde Zeit ein wenig meine Gedanken und Eindrücke zu sammeln. Mein wichtigster Eindruck: Der Richter macht das Thema nicht zum ersten Mal, er weiß um was es geht und führt das Verfahren ganz neutral durch. Meinen Psychologen lehnt er im Gegensatz zu anderen Gerichten in anderen TSG-Fällen direkt als Gutachter ab, aber ich habe den Eindruck, dass ich damit keinen Nachteil haben werde da ich meinen Psychologen in Hinsicht Diagnosestellung für den Medizinischen Weg sowieso erst Anfang Oktober kennenlernnen werde und hier noch keine Einschätzung habe wie das Gutachten ausfallen würde; auch wenn ich mir für meinen Teil sicher bin, dass die Diagnose klar ist.

Ich bin eigentlich ganz positiv gestimmt. Der Richter hat mich nicht gleich nach Hause geschickt und gesagt "Kommen sie irgendwann wieder", sondern hat meinen Antrag angenommen, mir sogar ein klein wenig Mut gemacht indem er bemerkte, dass wenn a) beide Gutachten meinen Antrag unterstützen der weitere Ablauf ziemlich klar ist , und b) falls vielleicht ein Wackler in einem Gutachten ist, dann auch noch nicht alles gescheitert ist und der Weg trotzdem offen ist. Find ich schon mal gut. Scheint als ob ich zumindest den ersten Eindruck nicht vergeigt habe :-).

~~~ tief Luft holen ~~~

Ist ja nicht so, dass damit der Tag schon gelaufen wäre. Nach dem Termin geht es ab ins Büro. Umziehen? Ich??? Nööööö. Bin ich erstens viel zu faul zu und zweitens sicherlich besser gekleidet als wenn ich mich umziehen würde *grins*.

Hey, ich hab ja noch gar nicht geschrieben wie ich heute bei Gericht war *ups*, kleines Versäumnis *zwinker*. Naja, viel Überraschung mag das sicherlich nicht sein. Ich war selbstverständlich, ist ja Teil meines Privatlebens, in meiner weiblichen Rolle unterwegs. Feines Business-Outfit, schwarzer Rock, weiße Bluse mit schwarzer Jacke, schwarze Schuhe mit kleinem Absatz und Täschchen für Geld, Ausweiß, usw. . Geschäftsfrau eben, dem Anlaß entsprechend.

Und genau so ging es dann direkt mit einem Kollegen zum Mittagessen ins Stammlokal. Wieder mal. Und heute war es gut gefüllt dort. Mein Ego ist inzwischen fest genug um das völlig locker zu sehen. Die Blicke bemerke ich, die folgenden Reaktionen kann ich abschätzen, brauche ich nicht mehr zu beobachten. Bei Manchen gibts ein kurzes Schwätzchen mit dem Nachbarn und dann Grinsen, bei anderen geht einfach das Leben weiter. Ich erkenne schon an den Blicken wer wie reagieren wird. Den Schneid mich persönlich anzusprechen hat niemand.

Der Nachmittag ist normaler Arbeitstag. Und ich merke wieder einmal, natürlich gehört es für mich dazu wenn ich Frau sein darf auch als Frau gekleidet zu sein, aber ich brauche es nicht um ich zu sein. Ob wie heute gekleidet oder wie derzeit noch üblich mit Jeans und Shirt ist egal. Das Gefühl ist das gleiche. Natürlich ist mein Bild von mir selbst stimmiger aber es zeigt mir eben, dass meine Gefühle die Richtung vorgeben und nicht irgendwelche äußerlichen Vorlieben.

~~~ Ich bin auf dem richtigen Weg ~~~

Donnerstag, 4. September 2008

Du sagst wie es läuft

Mein Chef ist wieder da und wir haben uns kurz unterhalten weil ich ja gerne ein 6-Augen Gespräch wegen des zukünftigen Fahrplans zwecks Lebensumstellung in meiner Firma haben wollte. Er meinte nur, dass doch alles geklärt ist, ich soll sagen wann es soweit ist und dann ist es so.

Ich scharre also mit den Hufen und bin am überlegen wann nun der Stichtag sein soll. Ich möchte zwar am liebsten sofort alles umstellen, aber irgendwie wäre es mir doch auch sehr recht irgendeinen Schrieb, eine Vorgabe zu haben, die mir in kitzligen Situationen eben eine rechtliche Absicherung gibt. Entweder dass das Gericht sagt "Wenn Sie Frau sein wollen, dann sind sie es ab sofort" oder mein Psychologe gibt mir ein Attest auf den Weg mit, dass mein Wandel als Frau seine Rechtmäßigkeit hat. Ich will ja nicht nur so aussehen, ich will so leben, und dazu gehört auch die Nutzung meines zukünftigen Vornamens und alles was eben so dazu gehört. Nur mache man das einmal jemandem klar, der das nicht einsehen will, ohne etwas offizielles in der Hand zu haben.

Grrrrrr, ist das saudoof. Naja, alles ist absehbar, bis zum Gerichtstermin sind es keine 2 Wochen mehr und mein erster Psychologen-Termin ist auch in einem Monat. So lange werd ich es in dieser "Laßt mich endlich leben"-Wartestellung noch aushalten.